Die
Figuren in der Malerei von Kathrin Ruhlig scheinen
in ihrer Bildwelt nachgerade zu verschwimmen,
sie scheinen eingesponnen, fast verborgen und
zugleich beinahe wie in Netzen gefangen zu
sein. Es tauchen Botschaften und Appelle auf,
Strukturen, die unser Leben umgeben, die das
Spektrum der unterschiedlichsten Beziehungsebenen
bezeichnen, die Menschen zu anderen Menschen
oder zur Dingwelt einnehmen. Zahllose Informationen
sind es, die sich überlagern, die sich
ergänzen oder auch aufheben können.
Eine tropische Überfülle zeigen diese
Arbeiten mit ihren überbordenden Mustern,
die pure Dekoration, Schmuck, oder auch Bekleidung
sein können. Die menschliche Figur, die
sich diesem Dschungel ausgeliefert sieht, die
sich geradezu in diesen Struktur-Wucherungen
aufzulösen scheint, erstarrt in Posen.
Die schicken Frauenbilder Ruhligs wirken deshalb
selbst objekthaft, scheinen gerade eben von
den Plakatwänden herabgestiegen zu sein
und sie wirken wie herausgerissen aus der Zeit.
Die Frauen sind eingesponnen in ihre Umgebung
und ihre Kleidung, doch nicht nur die äußere
Hülle ist ein Produkt, denn selbst ihre
Posen erweisen sich als Inszenierung. Sie scheinen
in ihren Körperhaltungen den gängigen
Hochglanzmagazinen entsprungen. Sie sind ohne
Vorgeschichte oder Biografie, denn nichts lässt
sich aus diesen Bildern über ihre Protagonisten
herauslesen, sie sind lediglich Bezugspunkte
zu den stofflichen Strukturen, mit denen sie
Ruhlig einfängt oder einkleidet und sie
wirken ebenso stilisiert wie die Verweise auf
Gestalten und Bildinhalte der Kunstgeschichte.
Das Davor und Danach der Zeit, wird bei Kathrin
Ruhlig ersetzt durch ein Zugleich auf der Leinwand,
durch Vor- und Nachbilder, die plötzlich
aufglimmen, sich im Auge der Betrachter festsetzen
und behaupten, während manche der starken
optischen Ausgangsreize wieder verschwinden.
Die Figur treibt - gefangen wie die Dingwelt
selbst - im Fluss der Bilder. Rätsel-Bilder
und Bilder-Rätsel. Die Körperhüllen,
Kleider-Stoffe etc. sind dem Körper nur
etwas näher, sind hautnah, sitzen unmittelbarer
auf der Haut als die scheinbar weit von uns
entfernten Werbebotschaften, die dafür
aber optisch und akustisch - "wie schnelle
Schüsse" - aggressiv ins Gehirn und
ins Bewusstsein dringen. Plötzlich stellt
sich die Frage: ist das nicht ein Motiv von
Gauguin? Was haben Gauguins Gemälde mit
dieser Bildwelt gemein?
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